Scharlih macht alle schwul
homo.net Info vom 1. September 2022
von Webmaster Jan
Die Empfindsamkeit hat per Shitstorm einen der größten deutschen Helden der Literatur erreicht. Zwei Winnetou-Bücher und ein Puzzle wurden aus dem Handel genommen. Über das Schicksal des gleichnamigen Films „Der junge Häuptling Winnetou“ (2022) wird noch beraten. Rassistische Stereotype hätten die Gefühle anderer verletzt. Wer diese anderen sind, konnte vorerst nicht in Erfahrung gebracht werden.
Ich für meinen Teil denke, die Buchladenstürmer sorgen sich weniger um Klischees und Rassismus. In Wahrheit wollen sie die latent schleichende Verschwulung Deutschlands aufhalten, ohne ihre Homophobie laut und offen zuzugeben.
Schon für Schriftsteller Arno Schmidt (1914 - 1979) waren Winnetou und sein Blutsbruder Old Shatterhand verklemmte Schwule, ihr Wilder Westen eine gigantische Sexuallandschaft. Er entdeckte überall nackte Hintern und deutete den edlen Häuptling tiefenpsychologisch als Abbild von Karl Mays homoerotischem Wunschdenken. Winnetou nannte seinen Blutsbruder häufig Scharlih, eine bewusste Anspielung auf den eigenen Vornamen von Charly May. Seit 1992 wird der „Scharlih“ als Auszeichnung verliehen.
Die unterschwellige Homoerotik der Beziehung zwischen Old Shatterhand und Winnetou sowie die sexuelle Symbolik der Szenen und Landschaften waren möglicherweise der Grund für die nachhaltig prägende Wirkung der Romane auf die meist jungen Leser.
Karl May (1842 - 1912) war in erotischen Dingen eher ein Freund einfacher, gesunder Hausmannskost. Ausdrücklich billigte er trotzdem das psychoanalytische Gutachten eines zeitgenössischen Sexualforschers: Seine Autobiografie „Mein Leben und Streben“ (1910) entwerfe das „ganz vortreffliche Bild eines schwer belasteten Neurotikers, der seine durch eine verpfuschte Jugend krankhaft gesteigerte Sexualität endlich zu einem religiös mystischen Edelmenschentum sublimiert hat.“
Die wenigsten wissen, dass sich unser Jugendbuchautor in seinen Lehrjahren als furchtloser Aufklärer, Eheberater und Sexualwissenschaftler hervorgetan hat. Eine Notiz im Nachlass, neuere Funde und philologische Studien lassen keinen Zweifel: „Das Buch der Liebe“ stammt vom Karl May. Es erschien im Jahre 1876 anonym in Dresden, gilt heute als sein Erstlingswerk und wurde 2006 nachträglich in seine gesammelten Werke aufgenommen.
Das Buch geriet unter Pornografieverdacht, wurde eingezogen und in weiten Teilen des Reiches verboten. May selber bezeichnete es als scheußliches „Schund- und Schandwerk“. Geschrieben hat er es, weil er in jungen Jahren Geld brauchte.
Die Lektüre dürfte sich heute kaum noch lohnen. Statt packender Reiseabenteuer gibt es Warnungen vor Selbstbefleckung und Harnröhrentripper sowie anatomischen Schautafeln, die einst pubertierende Westmänner in die Mysterien des Geschlechtslebens einweihen sollten: „Die Ruthe wird nun ähnlich einem Spritzenstempel unter der sich auf- und niederwärts bewegenden Bewegung des Mannes hin- und herbewegt.“
May kommt vom „innigen Ineinanderfließen der Seelen“ zur phönizischen Tempelprostitution, von der widernatürlichen Unzucht zu „falsch konstruierten Frauennaturen“, von der höheren „sittlichen Gymnastik“ zu Gott. Die Liebe - ob nun zu Gott, dem Gatten, der Kunst oder dem Haustier - ist der mächtigste Hebel der Kultur, ihr Ziel die Beglückung der Menschheit. Hough!
Auch von den Geschlechtskrankheiten des Menschen und ihrer Heilung ist viel zu lesen. Das Kapitel über „Syphilis, ihre Entstehung und Folgen“ stammt vermutlich von einem anderen Autor. Selbst wenn May diesen Teil des Buches nicht geschrieben haben sollte, gelesen hat er ihn sicher.
Im Wilden Westen war die Syphilis besonders verbreitet unter den Kuhjungen, die wir heute als schießwütige Cowboys glorifizieren. In Wahrheit starben sie öfter an Syphilis als im Kugelhagel. Denn das Treiben von Kuhherden trennte sie oft monatelang vom Treiben mit Frauen, was dem Treiben mit Männern und der Syphilis maximalen Nährboden bereitete.
Madame Butterfly ist italienisch, Othello typisch englisch und Winnetou genuin deutsch. Kulturelle Aneignung gibt es in Kunst und Literatur immer, wenn Stoffe nicht daheim spielen. Rassismus war sicher nicht das Motiv dafür, dass Winnetou und Old Shatterhand Blutsbrüderschaft schlossen und fortan Seite an Seite für das Gute kämpften. Winnetou ist mit allen seinen Riten ein typisch deutscher Held, selbst wenn er keine blonden Haare hat und im Film eher französisch aussieht.
Viel wurde darüber geschrieben, dass Blutsbrüderschaft eine Erfindung von Karl May gewesen sei. Ein gewaltiger Irrtum: Zwar kannten Indianer keinen solchen Brauch, sehr wohl aber die Europäer. Da auch Blutsbrüder lange vor dem Mittelalter latent homoerotisch liebten, wäre dies das nächste gewaltig schwule Thema. Davon später mehr, denn das würde den Rahmen dieser Diskussion sprengen.
Ursprünglich wollte Karl May seine Autobiografie „Am Marterpfahl und Pranger“ nennen, denn 1910 war er in eine Unzahl Prozesse verwickelt. Das Buch war also quasi eine Verteidigungsschrift: „Darum habe ich das Buch nicht so geschrieben, dass es mir den Lesepleps wiederbringt, sondern so, dass es mir die Prozesse gewinnen hilft. Es hat nur diesen einen Zweck, weiter keinen, trotz des hohen biographischen und psychologischen Werthes, den es besitzt.“
Seine Gegner reagierten nicht zimperlich und zogen die Autobiografie durch eine einstweilige Verfügung aus dem Verkehr. Sie wurde in weiten Teilen des Reiches verboten. Unser Autor war schon zu Lebzeiten höchst umstritten.
Ein Indianer kennt keinen Schmerz und Jungen weinen nicht; richtige Jungen weinen nicht - denn bei uns Schwulen hat es einfach wehgetan, wenn uns jemand gehauen hat und als Winnetou starb, haben wir Rotz und Wasser geheult. Und dann sind wir alle schwul geworden, weil die Liebe unter Blutsbrüdern einfach zu schön ist, um wahr zu sein.
Nur schwul dank Scharlih
Jan
Webmaster
vom homo.net Team